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Saure Erfrischung aus dem hohen Norden
Mittwoch, 28. Juni 2017
Quelle: mer/Insel-Brauerei

Sie heißen Meerjungfrau und Seepferd, werden im Sekt- oder Weißweinglas serviert und erinnern mit ihrem prickelnden, fruchtig-säuerlichen bis leicht herben Geschmack an Champagner. Die Sauerbiere der Rügener Insel-Brauerei sind ein Geheimtipp für heiße Sommertage

Für Markus Berberich, den Gründer der Brauerei, sind sie vor allem eine Herzensangelegenheit. „Sauerbiere sind ganz klar eine Nische. Und beim ersten Probieren ein ungewohntes Geschmackserlebnis, da Sauerbiere nicht dem klassischen Biergeschmack entsprechen. Aber wir beobachten ein wachsendes Interesse an dem Thema; besonders bei Festivals und Verkostungen fragen die Leute verstärkt nach Sauerbier. Und im Sommer sind Sauerbiere die Erfrischung schlechthin.“

Auch bei Bierwettbewerben landen die Sauerbiere der Insel-Brauerei immer öfter auf dem Treppchen. So wurde die Meerjungfrau gerade erst beim Meiningers International Craft Beer Award mit Platin ausgezeichnet und das Seepferd mit Gold.

Sauerbiere machen vor allem im Sommer richtig Spaß. Biersommelière Koyka Stoyanova, bei der Insel-Brauerei für Verkostungen zuständig, empfiehlt die hauseigenen Sauerbiere als erfrischenden Aperitif statt eines Champagners. Sie sind aber auch hervorragende Speisebegleiter und passen nicht nur zu leichten Salaten oder hellem Fleisch sondern harmonieren perfekt auch mit Meeresfrüchten, Sushi oder gegrilltem Fisch.

Was genau sind saure Biere?

Saure Biere sind eigentlich ein alter Hut. Sagen zumindest die Historiker. Sie gehen davon aus, dass bis Ende des 19. Jahrhunderts praktisch jedes Bier einen mehr oder minder säuerlichen Geschmack hatte. Dafür verantwortlich waren Milchsäurebakterien und andere Mikroorganismen, die das Bier während der Gärung im Braukeller infizierten.  

Heute wird die Milchsäuregärung gezielt eingesetzt, um das typische, fruchtig-saure Geschmacksbild zu erzeugen. So werden die Rügener Sauerbiere mit je zwei verschiedenen Milchsäurekulturen offen vergoren. Die Meerjungfrau ist mit Champagner-Hefe angestellt und erreicht bei der Flaschenreifung eine edle, feine Perlage und elegant zartfruchtige Säure. Das Seepferd dagegen ist mit Naturhopfen rassig gehopft, trocken, grapefruit-artig.

Der Niedergang des Sauerbiers kam mit Louis Pasteur. Als der französische Chemiker 1864 entdeckte, dass sich Mikroorganismen durch kurzzeitiges Erhitzen zuverlässig abtöten ließen, waren die sauren Tage gezählt. Allein die Leipziger Gose und die Berliner Weiße haben in Deutschland stark angeschlagen überlebt.

Ungebrochen und in unnachahmlicher Vielfalt findet sich die saure Verführung in der belgischen Biertradition. Lambik, Geuze, Kriek, Oud Bruin oder Flämisch Rot verzaubern seit eh und je die Bierliebhaber weltweit. Besonders amerikanische Brauereien lassen sich davon wie auch von der traditionellen Berliner Weiße inspirieren und bedienen die steigende Nachfrage nach Sauerbieren auf dem heimischen Markt.

Aber auch in Deutschland haben junge Craft Brauer diese Bierstile neu für sich entdeckt und bereichern den Markt mit mutigen Kreationen. Bahnt sich hier also ein Trend an?
 
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